Aktenzeichen XY Matterhorn
Was genau war, wissen wir auch 150 Jahre später nicht: Am 14. Juli 1865 stürzten vier der sieben Erstbesteiger des Matterhorns in den Tod. Die Tragödie prägt den Alpinismus bis heute.
- par
- Jürg Steiner

Der Sturz: Crow, Hadow und Douglas fallen, Taugwalder Vater, Whymper und Taugwalder Sohn halten sich. Bild: Reproduktion der Lithografie von Gustave Doré (1865), Matthias Taugwalder (Keystone)
Lord Francis Douglas war erst 19-jährig, aber als Verwandter der englischen Königin Victoria eine Schlüsselfigur im Team von Expeditionsleiter Edward Whymper (25), weil er die Bezahlung der Bergführer zu garantieren vermochte. Und Douglas ist bis heute der verschollene Kronzeuge, der wohl selbst als verweste Leiche Licht in den mittlerweile 150 Jahre dauernden Krimi um die Erstbesteigung des Matterhorns bringen könnte: Doch der adlige Lord wurde am frühen Nachmittag des 14. Juli 1865, nur eine gute Stunde nach dem triumphalen Sturm auf den 4478 Meter hohen Matterhorngipfel, an einer schwierigen Stelle über der Nordwand aus dem Stand gerissen vom Gewicht der drei vor ihm abstürzenden Gefährten.
Das Seil, das Douglas mit dem hinter ihm gehenden Bergführer Peter Taugwalder Vater (45) verband, riss in der Luft – und Douglas stürzte mit, rund 1000 Meter in die Tiefe. «Wir sahen die Vier für ein paar Sekunden auf dem Rücken hinunterrutschen, mit den Händen nach Halt greifend», beschrieb Whymper später den fatalen Moment, «aber nachdem das Seil gerissen war, konnten wir nichts mehr für sie tun.»